Das EXCON-Interview über die Pandemie und die Schritte aus der Krise

Die Corona-Krise wird unseren persönlichen und beruflichen Alltag dauerhaft und tiefgreifend verändern, sagt Bruno Hohmann. “Wir können nicht zum Ursprungszustand zurückkehren. Deshalb gibt es viele Fragen, auf die wir jetzt Antworten finden müssen.” Wir haben mit dem Mitglied der EXCON-Geschäftsführung darüber gesprochen, wie die Gruppe auf die Herausforderungen durch die Pandemie reagiert hat, wie Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen können und welche Schritte dafür jetzt von elementarer Bedeutung sind.

 


 

 

Das Interview

Das Interview

 

Herr Hohmann, welche Auswirkungen hat die Covid-19-Pandemie auf EXCON und die Dienstleistungen des Unternehmens?

 
Hohmann: Wir haben unsere BCM-Pläne sehr früh in die Tat umgesetzt und die notwendigen Anpassungen vorgenommen, um handlungsfähig zu bleiben. Bevor es die ersten Beschränkungen von Seiten der Behörden gab, war diese Umstellung schon abgeschlossen. Dabei hat die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Partner und Mandanten natürlich oberste Priorität.

 

Wie hat sich die Arbeit im Backoffice verändert?

Wir haben die bestehenden Schutz- und Hygienemaßnahmen in den Büros weiter verbessert und natürlich arbeiten jetzt viele Mitarbeiter im Homeoffice. Aber das hat unseren Strukturen keine größeren Anpassungen abverlangt. Die webbasierte, virtuelle Anwendungs- und Systemarchitektur, auf die EXCON konsequent setzt, hat entscheidend zu dieser reibungslosen Umsetzung beigetragen: Nicht nur unser Dienstleistungsportfolio baut auf konsequente Digitalisierung. Auch intern sind wir sehr flexibel aufgestellt - immer mit dem Ziel, den Vorgaben und Maßnahmen unserer Mandanten und des Gesetzgebers folgen zu können, ohne dabei Einbußen bei der Leistungsfähigkeit hinnehmen zu müssen. Entsprechende IT-Strukturen und BCM-Pläne dürfen nicht nur auf dem Papier in der Schublade liegen, sondern müssen frühzeitig aufgebaut und immer wieder getestet werden. Wir profitieren also heute von unserer Gründlichkeit gestern.

Bild: Bruno Hohmann | Geschäftsführer EXCON Services GmbH

 

Den Vorgaben und Maßnahmen zu folgen, ist gerade im internationalen Kontext nicht leicht. Es gibt viele neue oder veränderte Regeln und Gesetze. Wie bleibt EXCON bei diesen Entwicklungen am Ball?

Wir haben in der Frühphase der Krise eine abteilungsübergreifende Task Force aus den Bereichen Legal, IT, Produktmanagement und der Geschäftsführung gebildet und seitdem alle neuen oder veränderten Regeln und Maßnahmen eng verfolgt, die Auswirkungen auf unseren Betrieb oder unsere Geschäftsfelder haben könnten. Als internationaler Dienstleister ist es unsere Kernaufgabe, stets im Sinne unserer Mandanten zu handeln. Um handlungsfähig zu bleiben, ist es selbstverständlich, alle entsprechenden Veränderungen zu kennen und ihnen, wo nötig, mit angepassten Prozessen zu begegnen.

 

Viele Unternehmer haben in Folge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ihr Geschäft bereits aufgeben müssen. Nicht nur kleine und Kleinstunternehmen und Selbstständige stehen vor dem Aus, auch mittelständische Firmen und Konzerne wanken. Kann man sich auf eine Krise solchen Ausmaßes vorbereiten?

Mit einer weltweiten Pandemie hat natürlich niemand gerechnet. Deshalb ist es so wichtig, schnell daraus zu lernen und schon jetzt die Weichen zu stellen, damit künftig in vergleichbaren Situationen nicht so viele Existenzen auf dem Spiel stehen. Sobald wir die Krise überstanden haben, fängt die eigentliche Arbeit erst an. Es darf uns nicht noch einmal so unvorbereitet treffen. Dafür wird man auch die getroffenen Maßnahmen sachlich, aber kritisch hinterfragen müssen. Der landesweite Shutdown mit all seinen Konsequenzen diente dazu, die Verbreitung der Krankheit zu verlangsamen und einen Zusammenbruch des Gesundheitssektors zu verhindern. Die Regeln, die zu diesem Zweck aufgestellt worden sind, mussten schnell auf den Weg gebracht werden. Im Rückblick ist man immer schlauer, aber man wird über diese Regeln diskutieren müssen. Ich habe mich gewundert, wie ruhig manche Branchen geblieben sind, als ihnen die Schließung bevorstand.

 

Sie beziehen sich auf die Schließung aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte und Einrichtungen.

Die Abwägung, welche Branchen ‘lebensnotwendig’ sind, leidet schon unter der unscharfen Definition dieses Begriffes. ‘Überlebenswichtig’ ist schon präziser. Baumärkte und Drogerien sind im Gegensatz zum Lebensmittelhandel nicht notwendig fürs Überleben, haben aber weiter für Kunden geöffnet. Andere Einzelhändler mussten dagegen schließen. Wenn wir in solchen Fragen künftig besser vorbereitet sind, ist der wirtschaftliche Schaden in Folge einer vergleichbaren Krise geringer.

 

Wie lang hält die Wirtschaft einer solchen Belastung stand?

Es geht nicht nur um die Wirtschaft aus makroökonomischer Perspektive. Es geht um jeden Einzelnen. Nur, um seine Grundbedürfnisse erfüllen zu können, wird sich niemand wirtschaftlich engagieren. Weder in der Selbstständigkeit, noch als Angestellter. Die persönliche Leistungsbereitschaft hängt natürlich auch von den individuellen Wünschen und Zielen ab. Deshalb sollten wir jetzt eine Grundlage schaffen, auf der wir künftig gelassener mit ähnlichen Bedrohungen umgehen können, ohne zum Shutdown als letztes Mittel greifen zu müssen.

 

Wie können Unternehmen nach der Krise wieder Fahrt aufnehmen?

Selbst wenn das Virus geht - die Angst geht ja nicht weg. Das kollektive Bewusstsein hat sich verändert. Wir können nicht einfach zum Ursprungszustand zurückkehren und auf die nächste Pandemie warten. Daraus entstehen in allen Branchen viele Fragestellungen: In der Logistik, in der Reisebranche, in der Gastronomie, im Einzelhandel. Auch unsere Mandanten aus den Bereichen Insurance, Finance und Automotive stehen vor neuen Herausforderungen. Wie wird das Risiko einer weltweiten Pandemie versichert? Wie kann hier das Schadenmanagement aussehen? Was bedeutet Covid-19 für den Bereich Shared Mobility? Wie verändert sich das Risk Management aufgrund neuer Regeln für Leasing- und Finanzierungsverträge? Wir entwickeln mit unseren Partnern jetzt schon Antworten auf diese Fragen, sowohl mit physischen Prozessen, als auch mit digitalen Lösungen. So sind wir in der Lage, unseren Mandanten einen Geschwindigkeitsvorsprung bei der Bewältigung dieser neuen Herausforderung zu bieten.

 

Wird demnach auch der Rest des Jahres ganz von der Pandemie und ihrer Auswirkungen geprägt sein?

Es gibt dafür keine zeitliche Begrenzung. Der Umgang mit dieser Bedrohung ist das neue ‘Normal’. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass eine Virus-Pandemie nicht das einzige Geschäftsrisiko darstellt. Im Allianz Risk Barometer 2020 wusste noch niemand von Covid-19. Demnach werden hier Cyber-Vorfälle als größte Bedrohung im laufenden Jahr bewertet. Natürlich würde die Umfrage angesichts der Corona-Pandemie heute ganz anders ausfallen. Dadurch haben sich die Risiken, auf die wir uns vor dem Ausbruch des Virus noch eingestellt haben, aber nicht erledigt.

 

Das klingt sehr pessimistisch.

Im Gegenteil. Ich möchte unseren Mitarbeitern, Partnern und Mandanten viel mehr Mut machen. Wer die aktuelle Situation besteht, hat ein Stressszenario durchgemacht, das uns künftig gelassener und überlegter agieren lässt. Wir haben sicher alle Punkte entdeckt, an denen wir arbeiten und die wir besser machen können. Das ist eine Möglichkeit, sich anzupassen und zu wachsen. Betrachten wir diese Möglichkeit doch als Chance.